Nachhaltig wirtschaften

Projektergebnisse der Leipziger Volksbank

In Zeiten des Klimawandels und zunehmender Ressourcenverknappung gewinnt Nachhaltigkeit immer mehr an Bedeutung für Unternehmen. Auch wir, als Leipziger Volksbank, nehmen uns diesem Thema an.

Im Interview begrüßen wir Herrn Falk Hähle, Bereichsleiter Unternehmensservice der Leipziger Volksbank und Leiter des Projektes "Grüne Leipziger Volksbank".
 

Herr Hähle, was war der Auslöser zur Gründung einer Projektgruppe, was ist deren Aufgabe und was bedeutet überhaupt Nachhaltigkeit für uns als Bank?

Falk Hähle: "Wir starteten das Projekt im Jahr 2019. Das ist schon eine ganze Weile her, noch vor Corona. Ein Ursprung liegt in der damaligen Fridays for Future-Bewegung, d.h. wir haben gesehen, dass gerade junge Menschen an dem Thema Umwelt und Naturressourcen interessiert sind und sich damit beschäftigen. Wir haben dieses Thema aufgegriffen, weil wir gemerkt haben, dass auch unsere KundInnen dieses Thema stark bewegt und es uns am Ende des Tages ja alle etwas angeht. Deswegen wollen auch wir uns damit auseinandersetzen.

Der andere Aspekt war, dass auch das Thema Klimawandel in aller Munde ist. Der Klimaaktionsplan der Bundesregierung, der vor kurzem erst gerichtlich angeordnet wurde und schon eine ganze Reihe aufsichtsrechtlicher Maßnahmen im Raum standen. Des Weiteren wurden auch von der BaFin den Banken auferlegt, sich mit dem Thema zu beschäftigen, insbesondere im Hinblick auf das Nachhaltigkeitsrisiko. Salopp gesagt: was hat der Klimawandel für Auswirkung auf unser Geschäft und Geschäftsgebiet, was bedeutet das für uns als Bank? All das bewegte uns dazu, uns mit dem Thema intensiver zu befassen und hausintern engagierte Freiwillige suchten das Projekt "Grüne Leipziger Volksbank" voranzutreiben. Wir sind jetzt aktuell 10 Leute in der Projektgruppe. Gutes Gemisch aus allen Bereichen der Bank. Somit haben wir ein großes Spektrum an Inhalten und Ideen."

Sie berichteten, dass der Auftrag auch direkt vom Verbund oder der BaFin kommt. Wie unterstützt uns der Verbund in diesem Thema?

Falk Hähle: "Wir als Genossenschaftsbank haben bereits in unserem Leitbild den Auftrag zur Nachhaltigkeit und Regionalität. Dabei will der Verbund die Banken unterstützen indem er ihnen ein so genanntes Nachhaltigkeit Cockpit an die Hand gibt, eine Art Leitfaden, was uns über verschiedene Fragestellungen in die Lage versetzt, strukturiert die Themen, die Nachhaltigkeit insgesamt bedeuten, anzugehen. Es geht da weit mehr, als "nur" Papier einzusparen. Es geht um Gleichberechtigung, Mobilität, um Einkauf von Strom, Lieferanten-Management, Produktgestaltung uvm.

Die Gruppe der Volks- und Raiffeisenbanken und die genossenschaftliche Finanzgruppe haben sich mit einem Nachhaltigkeitsleitbild positioniert. Dieses ist Ende des letzten Jahres verabschiedet worden. Es ist auch auf unserer Homepage eingebunden, so dass wir auch nach außen hin das Nachhaltigkeitsleitbild publizieren und uns dem verpflichtet fühlen. Letztendlich geht es darum, es mit Leben zu füllen und es für unsere KundInnen am Ende des Tages auch nutzbar zu machen."

Gibt es schon erste Ergebnisse aus dem Projekt "Grüne Leipziger Volksbank"? Ich denke da nur an den Wasserspender, der auf jeder Etage zum Einsatz kommt, um Leitungswasser in Glasflaschen zu zapfen, anstatt PET Flaschen zu benutzen, was wir als MitarbeiterInnen sehr angenehm finden.

Falk Hähle: "Das Thema Wasserspender ist eine Option zur Vermeidung von PET Flaschen. Wir sind auch das Thema Mülltrennung angegangen und haben es auf neue Füße gestellt. Da waren wir in der Vergangenheit noch nicht so aufgestellt wie man es erwarten würde. Wir befassen uns aktuell mit der Umrüstung unserer Filialen auf LED Technik, um Energie einzusparen. Zudem haben wir mindestens die Hälfte der Bankfahrzeuge auf Hybrid umgestellt.

Weiterhin sind wir bei der Papiereinsparung groß dabei. Im Vergleich zu 2018 konnten wir im Jahr 2020 unseren CO2-Fußabdruck auf 56% reduzieren und 2.928 kg CO2 für Papier und Kontoauszüge einsparen. Es sieht schon gut aus, was die Reduzierung unseres CO2-Fußabdrucks betrifft. Aber da geht noch mehr. Beispielsweise die Nutzung von grünem Strom oder die Nutzung nachhaltiger Artikel über unsere LieferantInnen. Wir sind momentan dabei den Kaffeebezug auf regionale LieferantInnen umzustellen. Das ist zwar auf den ersten Blick ein weniger ökologischen Aspekt, da die Kaffeebohnen immer noch aus Südamerika kommen, aber wir wollen das Thema Regionalität und Unterstützung regionaler Unternehmen vorantreiben, was wiederum kurze Lieferwege zur Folge hat. Was in der Nachhaltigkeit auch eine Rolle spielt.  Ein großes aktuelles Thema spielt unsere Firmenbiene. Auch das Thema "Grüner Volksbank-RegioKredit" spielt eine wesentliche Rolle, von dem vor allem auch unsere KundInnen spürbar profitieren, da wir als Bank unsere KundInnen bei nachhaltigen Sanierungsprojekten im privaten Bereich finanziell mit einem Zinsvorteil unterstützen."

Hat Corona eine beeinflussende Wirkung?

Falk Hähle: "Bereits vor Corona unterstützte die Bank ihre MitarbeiterInnen, die teils lange Anfahrtswege zur Arbeit haben, mit der Bezuschussung zum Jobticket, um die öffentlichen Verkehrsmittel vergleichsweise günstig nutzen zu können und damit auf die Fahrt mit dem eigenen PKW zu verzichten. Dieses Angebot besteht nach wie vor. Zudem gab es schon seit 2019 die Möglichkeit für viele MitarbeiterInnen, einen Teil ihrer Arbeitszeit im Homeoffice zu verbringen. Corona hat diesen Trend noch einmal verstärkt. Dies führte mehr und mehr dazu, dass die meisten unserer Geschäftsprozesse fast ausschließlich digital ablaufen. Das hat wiederrum zur Folge, dass wir u.a. einiges an Verbrauchsmaterialien einsparen.

Wie beziehen Sie die anderen MitarbeiterInnen der Bank ein und welche nächsten Ziele haben sie sich gesteckt?

Falk Hähle: "Wir sind jetzt gerade daran, intern eine Art Wettbewerb zur Papiereinsparung umzusetzen zwischen den Abteilungen. Zusätzlich arbeiten wir an der Integration des Themas Nachhaltigkeit in die Beratungsprozesse, denn wir haben eine ganze Menge an "grünen" Anlagenprodukten, die wir stärker in die Beratung integrieren und den Kundinnen und Kunden nahe bringen möchten.

Weiterhin freuen wir uns auf ein Projekt mit externer Unterstützung durch eine studentische Unternehmensberatung aus Dresden zum Thema junge KundInnen sowie regionale Ökosysteme. Dort wollen wir gemeinsam mit StudentInnen die Frage aufgreifen, wie sehen junge KundInnen die Banken der Zukunft, was kann ein regional geprägtes Ökosystem sein und wie kann das funktionieren? Wo treffen wir in die Lebenswelten unserer KundInnen und wie können wir dabei unterstützen?"

Gibt es langfristige Ziele, eine Vision für 2030 auch in Bezug auf die CO2 Neutralität?

Falk Hähle: "Langfristig gibt es das Ziel permanent am Ball zu bleiben und Schritt für Schritt unsere Klimabilanz zu verbessern, bestenfalls mit dem Ergebnis der CO2 Neutralität, zumindest in einigen möglichen Bereichen.

Dazu bedarf es jedoch einer aussagekräftigen Datenbasis, um dies auch aussagekräftig zu untermauern und auswerten zu können. Das ist gerade jetzt, wo wir noch ziemlich am Anfang stehen, sehr schwierig.  Einen Papierverbrauch zu erfassen und dessen Minimierung aufgrund von Prozessoptimierungen ist noch vergleichsweise einfach, schwieriger wird es da schon mit Daten aus dem Rechenzentrum. Aber auch das ist ein Prozess, den wir angehen."

Trotz dessen ist es ja wichtig, weiterhin ETWAS zu tun. Sie erwähnten schon allerlei Umsetzungserfolge und laufende Aktionen. Wie sieht denn der Weg von der Idee bis zur Umsetzung aus? Gab es schon einmal Hürden, die Sie nicht überwinden konnten, an denen die Umsetzung eines Vorhabens scheiterte?

Falk Hähle: "Grundsätzlich gehen wir in den Projekten erst mal so vor, dass wir unsere Gedanken frei entfalten und der Annahme unterliegen, dass es keine Restriktionen gibt. Jede Idee ist willkommen. Auch alle Mitarbeiter/innen außerhalb unserer Projektgruppe sind dazu aufgerufen ihre Ideen mit einzubringen. Diese werden dann von der Gruppe nach Umsetzungsmöglichkeit bewertet. Danach wird eine Prioritätenliste erstellt mit Dingen, die wir zuerst angehen möchten.

Dann geht es über Feedbackschleifen immer tiefer in das Thema hinein bis wir entweder an dem Punkt ankommen, "Ja, das können wir umsetzen" oder "Nein, das bringt am Ende des Tages nichts". Dabei sind wir tatsächlich auf die Expertise der gesamten Gruppe angewiesen. Deshalb sind die Mitglieder der Gruppe ein Querschnitt aus der gesamten Bank, die ihr fachliches Know-how, aber auch ihre private Einschätzung mit einbringen."

Wie Sie es bereits erwähnten, basieren viele Ideen auch auf Themen, die die Mitglieder Ihrer Projektgruppe "Grüne Leipziger Volksbank" auch privat tangieren. Wie sieht es bei Ihnen konkret aus?

Falk Hähle: "Das Thema Elektromobilität ist für mich privat ein Thema. Sobald mein derzeitiges Auto den Geist aufgibt wird das nachfolgende ein Elektromobil. Persönlich versuche ich auch viel mit dem Fahrrad zu erreichen und das Auto stehen zu lassen. Oder auch zu Fuß zu gehen."

Haben Sie noch einen Tipp an unsere Leserinnen und Leser?

Falk Hähle: "Was sicherlich sowohl im Bank- als auch Kundeninteresse ist, ist das Thema elektronischer Kontoauszug (eKA) und elektronisches Postfach. Allgemein elektronische Kommunikation. Jeder sollte mal in sich gehen und sich fragen: Ist der Gang oder sogar die Fahrt zur Bank, nur um einen Kontoauszug auszudrucken, wirklich nötig? Brauche ich das Papier und muss ich es wirklich abheften? Ist es nicht einfacher und bequemer, sich das einmal im Monat online anzusehen und abzuspeichern?

Denn im Zweifel, wenn ich es wirklich für eine Steuererklärung brauche, kann ich dann über eine einfache Suchfunktion im Online Banking die Umsätze schnell und einfach finden. Seit der Corona Pandemie haben sehr viele KundInnen auch diese Optionen wahrgenommen.

Als weiteren Tipp würde ich gern anbringen, das persönliche elektronische Postfach im Online Banking zu nutzen. Die R+V-Versicherung und die Bausparkasse Schwäbisch Hall bieten diese Möglichkeit mittlerweile auch an. Damit kann man schon eine Menge Papier sparen und auch einen besseren Überblick über seine Korrespondenz und Mitteilungen erhalten."

Vielen Dank Herr Hähle für Ihre sehr interessanten Ausführungen und Tipps.
Das Interview führte auf, dass wir als Bank zu diesem Thema schon sehr gut aufgestellt sind. Wir werden selbstverständlich weiter am Ball bleiben und über Ergebnisse sowie aktuelle und zukünftige Projekte informieren. Bleiben Sie gespannt!

Das Interview führten Romy Hagemeister und Anne Grunwald.


Dieser Beitrag stammt aus unserem Newsletter Juni 2021. Hier können Sie sich für unseren Newsletter anmelden.